Energie tanken am Sonnenberg

Es waren ein paar turbulente Tage und alles in mir sehnt sich nach Ruhe, ein paar Stunden Zeit um mich zu sortieren und durchzuatmen. Der Morgen war regnerisch. Nun ja, was solls, bekanntlich gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Einmal Regenkleider drüber und ab mit dem Velo in die Baselstrasse. 15 Minuten später spuckt mich die Gütschbahn oben auf dem Hügel aus und ich tauche ein ins wohltuende Grün des Gütschwaldes. 

Das Donnergrollen und der Regen von vorhin haben sich verzogen, nun grummelt nur noch mein Magen und lässt mich wissen, dass es Mittag ist. Somit muss das Herumstreunen noch ein bisschen warten und ich mache mich auf direktestem Weg zum Schwyzerhüsli. Petrus ist mir hold, während dem Essen auf der Terrasse verziehen sich die meisten Wolken und ich darf die wunderbare Herbstsonne und die prächtige Aussicht auf das Bergpanorama geniessen. Auf Augenhöhe zieht ein Rotmilan seine Kreise über die Wiese.

Mmmhh… da steht Vermicelles auf der Dessertkarte, ein guter Grund, bald wieder einmal zum Z’Vieri hierher zu kommen.

Eine weitere leckere Erinnerung lässt mich die Strasse noch ein paar Kurven nach oben folgen bis zum Eggenhof. Hinter dem farbenfroh blühenden Garten, versteckt sich unten im urchig holzigen Bauernhaus ein kleiner Bio Hofladen. Meine Hoffnung wird nicht enttäuscht, im Kühlschrank finde ich das erhoffte Mostbröckli. Ich glaube, so freuen sich auch die Daheimgebliebenen über meinen kleinen Ausflug. Den Schrank mit dem Güx lasse ich stehen, denn für Zwetschgen, Träsch und Kirschlikör ist mir die Fasnacht noch etwas weit weg.

Der Wald ruft. Den Weg runter, links am Quellwasserwerk vorbei, hier führt ein schmaler Pfad abwärts durch den Wald. Mein Ziel ist ein kleiner versteckter Weiher. Im Frühling wimmelt es hier von zappelnden Kaulquappen, die bis im Sommer zu jungen Grasfröschen heranwachsen. Fast gleichzeitig verlassen sie dann so zahlreich den Weiher, dass man früher glaubte, sie würden vom Himmel fallen. Jetzt im Herbst entdecke ich hier aber keinen einzigen Frosch weit und breit, nur zwei Stockenten gleiten geräuschlos über das spiegelnde Wasser, hie und da entdecke ich einen Fisch und unter der Trauerweide am Ufer summt eine Libelle. Die friedliche Ruhe hier ist wunderbar.

Auf dem Rückweg streife ich kreuz und quer durch den Wald. Ich nehme mir Zeit die kleinen Dinge zu betrachten und entdecke so viel Schönes. Ein Eichhörnchen hüpft mir über den Weg, ein Specht trommelt seinen Rhythmus durch den Wald, jemand hat seiner Kreativität freien Lauf gelassen und aus morschen Ästen, Steinen, Tannzapfen und Nüsschen ein „Gemälde“ auf dem mit Tannennadeln übersäten Boden kreiert und hie und da lugt ein Pilz hervor.

Vor lauter Treiben lassen habe ich nun mal wieder komplett die Orientierung verloren. Der Gütschwald macht es einem mit seinen überall fast gleich aussehenden Wegkreuzungen auch nicht ganz leicht. Meine kurz aufschreiende Pfadfinderehre ignorierend lasse ich mir kurzerhand von Freund Google die Richtung weisen und lande bald darauf wieder beim Hotel Gütsch. Ich geniesse noch kurz die schöne Aussicht über Luzern, den See und die Berge. Jetzt bin ich startklar für die nächste Herausforderung.

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